Österreich
Österreicher kauft Yacht – nun ist sein Leben ruiniert
Armin E. gab 200.000 Euro für eine Yacht aus. Doch das Boot brannte ab, ein Bekannter starb. Der Millionen-Schaden sorgt für Gerichtsstreitigkeiten.
Armin E. steht vor den Scherben seines Lebens: Der Tiroler kaufte im Vorjahr um 200.000 Euro eine 25-Meter-Yacht in Frankreich. Als er das Boot nach Italien überstellen wollte, brannte es ab. Ein Mechaniker an Bord starb in den Flammen. Aufgrund des Brandes entstand ein Schaden in Millionenhöhe. Doch die Versicherung will vom Vertrag zurücktreten, weigert sich zu zahlen. In der ORF-Sendung "Am Schauplatz Gericht" erzählt er seine Geschichte.
Als Zauberkünstler "Magic Armin" war er 15 Jahre lang auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs, nach einem Unfall mit einem Kleinflugzeug konnte Armin E. aber keine Auftritte mehr absolvieren. Also machte sich der Tiroler mit einem Limousinen-Service selbstständig: "20 Jahre lang ist es gut gelaufen, dann kam die Pandemie. Also habe ich mir gedacht, ich veräußere die Firma und begebe mich auf neue Pfade", berichtet er in "Am Schauplatz Gericht".
25-Meter-Yacht um 200.000 Euro gekauft
Die neuen Pfade führten den Unternehmer wieder zurück ans Meer – und leider auch zum finanziellen Untergang: Mit einer Yacht wollte Armin E. ins Charter-Business einsteigen. Bei einem französischen Händler wurde er fündig. Dieser bot in Toulon ein 25-Meter-Schiff mit großem Sonnendeck, Salon, Esszimmer und diversen Kabinen um 500.000 Euro an. Im März 2022 absolvierte Armin E. mit der 17 Jahre alten "Lady Amethyst" schließlich eine Probefahrt. Dabei kam heraus, dass es einen Service-Stau gab und Einiges zu reparieren war: "Schlussendlich habe ich nur 200.000 Euro bezahlt", erinnert sich der Tiroler.
Mitte April wollte der Neo-Yachtbesitzer gemeinsam mit einem Kapitän und zwei Mechanikern sein nun auf den Namen "Magic Blue" getauftes Schiff übernehmen und nach Italien überstellen. Nach dem Abendessen kam das Quartett am 16. April gegen 23 Uhr an Bord zurück: "Der Kapitän hat noch einmal beim Generator nachgeschaut, ob alles in Ordnung ist. Dann sind wir relativ zeitig schlafen gegangen."
„"Ich hab' mir die Fußsohlen verbrannt, so heiß war das schon. Der ganze Salon und der Kapitänsstand waren schon schwarz vor Rauch. Da ist mir bewusst geworden, es gibt keine Rettung mehr für diese Person" - Armin E.“
Gegen 3 Uhr früh wurde Armin E. dann von einem Security-Mitarbeiter des Hafens geweckt: "Er hat an die Scheibe geklopft. Ich bin rauf und schauen gegangen, was los ist. Da hab' ich gesehen, dass im ganzen Salon schon weißer Rauch war." Der Tiroler alarmierte die anderen mit "Feuer, Feuer!"-Schreien, nur mit dem Pyjama bekleidet, flüchten Armin E., der Kapitän und ein Mechaniker ins Freie.
Als klar war, dass ein Mann fehlte, wollte Armin E. über den Fluchtweg wieder zurück auf die Yacht: "Dabei hab' ich mir die Fußsohlen verbrannt, so heiß war das schon. Der ganze Salon und der Kapitänsstand waren schon schwarz vor Rauch. Da ist mir bewusst geworden, es gibt keine Rettung mehr für diese Person", zeigt sich der Geschäftsmann in "Am Schauplatz Gericht" erschüttert.
Versicherung will vom Vertrag zurücktreten
Der Mechaniker wurde später tot im Salon gefunden. Doch abgesehen von der menschlichen Tragödie, die ein Leben kostete, liegt ein Schaden in Millionenhöhe vor. Denn neben der "Magic Blue" wurden auch andere Schiffe – darunter ein U-Boot der französischen Marine –, Autos am Pier und Teile der Werft beschädigt.
Zum Glück hatte Armin E. kurz vor der Abreise eine Vollkasko- und Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Die Versicherung prüfte den Sachverhalt und wollte schließlich vom Vertrag zurücktreten, da Armin E. falsche Angaben gemacht hätte bzw. Angaben unterlassen hätte. Ihre Argumentation: Der Wert der Yacht war im Vertrag mit 400.000 Euro angegeben, doch der tatsächliche Wert sei nur 200.000 Euro gewesen.
„"In keiner Sekunde haben wir gedacht, dass da eine Gefahr lauern könnte. Sonst wären wir nie in die Kabinen gegangen und hätten dort geschlafen" - Armin E.“
Zudem warf die Versicherung dem Tiroler vor, dass Unglück schuldhaft herbeigeführt zu haben, da er vom reparaturbedürftigen Zustand der Yacht gewusst hatte: "In keiner Sekunde haben wir gedacht, dass da eine Gefahr lauern könnte. Sonst wären wir nie in die Kabinen gegangen und hätten dort geschlafen", meint Armin E., der die Versicherung verklagt hat.
Das Schiffswrack wurde geborgen und abtransportiert, wird nun in einer Halle der Werft gelagert, da die französische Staatsanwaltschaft noch wegen der Brandursache ermittelt. Die Werft hat Armin E. wegen ausstehender Gebühren geklagt – rund 3.000 Euro im Monat. Insgesamt soll der Tiroler der Werft nun bereits über 220.000 Euro schulden. "Die 'Magic Blue' war meine Zukunft. Meine ganze Existenz hing an dem Boot", meint Armin E. Er hofft nun auf einen positiven Ausgang beider Verfahren.