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Nach Intervention – 11-Jährige darf Kind doch abtreiben

Sie wurde jahrelang von ihrem Stiefvater vergewaltigt, irgendwann sogar von ihm schwanger. Als das Mädchen abtreiben will, stellt man zunächst quer.

Jahrelang wurde eine Elfjährige aus Peru von ihrem Stiefvater vergewaltigt – irgendwann wurde sie schwanger. (Symbolfoto)
Jahrelang wurde eine Elfjährige aus Peru von ihrem Stiefvater vergewaltigt – irgendwann wurde sie schwanger. (Symbolfoto)
IMAGO/photothek

Die Verzweiflung muss groß gewesen sein, vor allem nach den traumatischen Misshandlungen, die eine heute Elfjährige aus Peru über sich ergehen lassen musste. Ihr Stiefvater vergewaltigte das Kind über einen Zeitraum von sechs Jahren – irgendwann wurde das Mädchen dann schwanger. Als Mila (Name geändert), selbst noch ein Kind, in einem Spital im Amazonasgebiet Loreto um einen Schwangerschaftsabbruch bittet, wird ihr dieser verwehrt – denn der ist in Peru nur erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

Zum Glück bekam Mia Hilfe von der Frauenrechtsorganisation Promsex, die das Kind in ein anderes Spital in Lima brachte – dort wurde der Eingriff dann vorgenommen. Ihre Mutter hatte sich zuvor hilfesuchend an die Organisation gewandt. "Ihr Gesundheitszustand nach der Operation ist gut", sagte Susana Chavez, Sprecherin von Promsex. Aber auch wenn die Elfjährige den Eingriff gut überstanden hat, ist sie durch den jahrelangen Missbrauch traumatisiert – und kann sich auch heute noch nicht sicher fühlen. Denn der Stiefvater, der auch die Mutter und Milas jüngere Brüder vergewaltigte, ist immer noch auf freiem Fuß.

Die Staatsanwaltschaft unternimmt nichts

Laut Promsex weiß die Staatsanwaltschaft schon lange über die unfassbaren Missstände in der Familie Bescheid, unternimmt aber nichts dagegen. Ganz im Gegenteil: Sie ließen sogar weiter Zeit verstreichen, wohl wissend, dass das Baby in Milas Bauch jeden Tag größer wurde. Beim Abbruch der Schwangerschaft war sie bereits in der 17. Woche. Der Stiefvater drohte derweil der Mutter mit dem Tod, weil sie sich überhaupt an die Polizei gewandt hatte.

Fälle wie der von Mila sind in zahlreichen südamerikanischen Staaten keine Seltenheit. Vor wenigen Monaten forderten die Vereinten Nationen Peru auf, Abtreibungen bei allen Fällen von Kinderschwangerschaften zu legalisieren. Zuvor war der Fall einer 13-Jährigen publik geworden, der die Abtreibung nach einer Vergewaltigung ebenfalls verwehrt wurde. Chavez von Promsex geht davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer von schwangeren Vergewaltigungsopfern gebe. Allein die Anzahl der Lebendgeburten bei Mädchen zwischen zehn und zwölf Jahren ist in Peru im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 1625 gestiegen.

Bischöfe empört über Abtreibung

Schwerlich nachzuvollziehen ist in diesem Zusammenhang die Reaktion der peruanischen Bischöfe auf den Fall Mila. Sie lehnten den Schwangerschaftsabbruch bei der Elfjährigen ab. "Lasst uns nicht die Tore zum Tod öffnen", werden sie auf "Vatican News" zitiert. "Wir sind mit einem Akt der Ungerechtigkeit und der Verletzung des Lebens des ungeborenen Kindes konfrontiert – und erheben unsere Stimme gegen diesen falschen und ungerechten Akt." Auf die Rechte des missbrauchten Kindes gehen die Bischöfe überhaupt nicht ein.

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