"Musste am Handy meinem Bruder beim Sterben zusehen"

Das Fußball-Drama um Raphael Dwamena erschütterte die Fußballwelt, lässt viele Weggefährten – auch in Österreich – bis heute nicht los. 2023 kollabierte der Ghanaer bei einem Spiel in Albanien. Der Profi hatte einen bekannten Herzfehler. Nach einem Kollaps im Cupspiel mit Blau-Weiß Linz hatte er sich im Jahr zuvor den eingesetzten Schrittmacher und Defibrillator entfernen lassen.

Auch in der Schweiz hinterließ der technisch hoch veranlagte Angreifer seine Spuren, verdiente einst beim FC Zürich sein Geld. Dementsprechend tief saß und sitzt der Schock auch bei den Eidgenossen. Die Zeitung "Blick" besuchte nun den kleinen Bruder Samuel des verstorbenen Fußballers in der gemeinsamen Heimat Ghana, traf einen tief betroffenen 20-Jährigen an.

Der, ein halbes Jahr nach dem tragischen Ableben, zurückblickt: "Ich musste am Handy meinem Bruder beim Sterben zusehen." Beim nächsten Satz werde seine Stimme brüchig, laufe ihm eine Träne übers Gesicht: "Du kannst dir das nicht vorstellen, du willst es auch nicht."

Raphael Dwamena zahlte dem derzeit vereinslosen Kicker Samuel einen Privat-Trainer, überwies für seine Familie regelmäßig Geld nach West-Afrika, plante, seinen Liebsten ein Haus bauen zu lassen. Seit seinem Tod sehe die Familie keinen Cent mehr, über das Geld würde die Witwe, ebenfalls in Ghana wohnhaft, verfügen – von ihr habe die Familie aber seither nichts mehr gehört. Samuel sagt: "Es macht mich nicht wütend, sondern traurig. Ich bin Christ, ich verspüre keinen Hass. Gott wird eines Tages richten. Sie weiß selbst, was sie getan hat."

Herz verhinderte große Karriere

Dwamena galt in jungen Jahren als großes Versprechen für die Zukunft. Über die Red-Bull-Akademie in Ghana wechselte er vor zehn Jahren nach Österreich zum FC Liefering, spielte dann in Lustenau, Zürich, Levante, Real Zaragoza und beim dänischen Klub Vejle, ehe ihn Blau-Weiß holte.

Die Verpflichtung des Star-Stürmers von einem damaligen Zweitligisten war nur möglich, weil Dwamena der diagnostizierte Herzfehler damals schon eine noch viel größere Karriere verbaut hatte. Nach seinem Zusammenbruch auf dem Platz und der Entscheidung, sich den lebenswichtigen Schrittmacher entfernen zu lassen, spielte er zuletzt für Egnatia in Albanien.