Oberösterreich

"Meine Mutter fuhr 9 km mit Taxi, dann fehlten 100 €"

"Ich hätte so viel nicht angenommen", ärgert sich Romana G. Für eine Strecke von 9 km hat eine Taxlerin von ihrer demenzkranken Mutter 100 € bekommen.

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100 Euro für eine Taxifahrt die nur wenige Minuten dauerte? Hildegard W. kam die Fahrt jedenfalls teuer.
100 Euro für eine Taxifahrt die nur wenige Minuten dauerte? Hildegard W. kam die Fahrt jedenfalls teuer.
privat; iStock

Es war Montag vor einer Woche, als die 84-jährige Hildegard W. gegen 9 Uhr früh aus dem Seniorenheim in St. Florian ausgebüxt war. Dem noch nicht genug, hatte eine Taxlerin offenbar kein schlechtes Geschäft mit der schwer demenzkranken Frau gemacht. Denn nach der Fahrt ins neun Kilometer entfernte Tillysburg, zu ihrem ehemaligen Wohnsitz, fehlten 100 Euro, wie Romana G., eine der Töchter der 84-Jährigen im Gespräch mit "Heute" , erzählt. Sie ärgert sich, sagt: "Ich hätte an Stelle der Fahrerin so viel Geld nicht angenommen".

Und die 52-Jährige erklärt auch genau warum man so sicher sei, dass die Mutter um ihr Geld gebracht wurde, denn natürlich sei man sich dessen bewusst, dass einem als Demenzkranke das Gedächtnis oft Streiche spielt. Die 84-Jährige war an besagtem Tag auf direktem Weg vom Heim in die Bank gegangen und hatte 540 Euro von ihrem Konto behoben. "Meine Schwester hat das noch am selben Tag von der Bank erfahren. Meine Mutter ist langjährige Kundin und konnte sich ausweisen, deshalb gab es da offenbar keine Probleme", so die Niederneukirchnerin.

Von 540 Euro nur mehr 440 Euro übrig

Von den 540 Euro waren am Ende des Tages, also nach der Fahrt ins nur wenige Kilometer entfernte Tillysburg, dann aber nur mehr 440 Euro übrig und ließen sich auch in keiner der Taschen oder Wäschestücke der 84-Jährigen wiederfinden. 100 Euro waren auch in kleinen Scheinen im Geldbörserl vorhanden, warum die Mutter damit nicht gezahlt habe, diese Frage bleibt offen.

Auch wie genau Hildegard W. überhaupt zu dem Taxi gekommen war, stellt für G. und ihre Geschwister immer noch ein Rätsel dar. "Ich kann es mir nur so erklären, dass sie vielleicht jemanden darum gebeten hat ihr eines zu rufen. Sie selbst hat kein Handy und auch eine Telefonzelle gibt es von der Bushaltestelle, von der sie weggefahren sein muss, nicht. Oder aber sie hat eines der Taxis genommen, das gerade beim Arzt einen Patienten abgesetzt hat. Der ist nicht weit weg von der Haltestelle", sagt G. Und fügt an: "Eine Bankangestellte hat uns erzählt, dass meine Mutter, bevor sie aus der Filiale raus ist, noch gefragt habe, wo die nächste Bushaltestelle sei".

"Als meine Schwester sie wieder ins Heim bringen wollte, meinte sie, sie müssten noch kurz warten, die Frau wollte ihr noch das Wechselgeld bringen."

Der Lebensgefährte der 84-Jährigen in Tillysburg war es dann, der kurz vor halb elf schließlich ihre Schwester angerufen habe und meldete, dass die Mutter plötzlich vor der Tür in ihrem ehemaligen Daheim gestanden war. Warum man dann überhaupt stutzig geworden sei, war folgender Satz: "Als meine Schwester sie dann wieder ins Heim bringen wollte, meinte sie, sie müssten noch kurz warten, die Frau, die sie hergefahren habe, wollte ihr noch das Wechselgeld bringen."

Und offenbar hatten die beiden Frauen auch vereinbart, dass die 84-Jährige gegen 11 Uhr wieder von Tillysburg zurückgefahren werden sollte. Denn gegen 11.30 Uhr, da war die demente Pensionistin bereits wieder zurück im Altenheim, tauchte genau dieselbe Fahrerin wieder vor der Haustüre des ehemaligen Daheims auf, wartete, um W. zurückzubringen, wie der Lebensgefährte der Frau G. berichtete.

Taxifahrerin kam zurück, wollte 84-Jährige heimfahren

Zu diesem Zeitpunkt wusste dieser allerdings noch nicht, dass tatsächlich so viel Geld fehlte, sprach die Frau deshalb auch nicht auf das Wechselgeld an. Auch für welches Taxi-Unternehmen die Frau arbeitete, konnte er nicht sagen. Dass es sich aber um eine Fahrerin eines Taxi-Unternehmens handeln müsse, wisse man von einer ehemaligen Nachbarin der beiden. Die nämlich soll beobachtet haben, wie Hildegard W. aus einem Taxi gestiegen war. An das Firmen-Logo konnte sich aber auch sie nicht erinnern.

"Es kommen nicht viele Taxi-Unternehmen in Frage, die dieses Gebiet anfahren, bei zwei davon habe ich angefragt, aber beide verneinen, sie gefahren zu haben", so Romana G. Sie sei davon überzeugt, dass die Fahrerin ihre Mutter gekannt habe. "Meine Mutter hat gut 44 Jahre in Tillysburg gelebt, in den letzten zwei Jahren, bevor sie ins Heim gekommen war, ist sie sehr häufig vergünstigt mit dem Taxi gefahren. Darüber hinaus ist sie mit ihrem schneeweißen Haar sehr auffällig", sagt die Tochter.

"Bin enttäuscht, dass jemand die Situation eines Menschen so ausnutzt"

Das Geld ist futsch, was würde sich G., die auf Facebook einen Aufruf nach der unbekannten Fahrerin gestartet hat, wünschen? Natürlich könne man nicht hundertprozentig ausschließen, dass ihre Mutter der Fahrerin die 100 Euro nicht auch in die Hand gedrückt habe und meinte 'passt schon'. Oder aber, dass sie gar nicht wusste, wie viel sie da eigentlich hergab. Dann aber hätte sie erst gar nicht von Wechselgeld gesprochen, so G., die erklärt: "Ich bin einfach enttäuscht, dass jemand die Situation eines Menschen so ausnutzt. Und wenn die Person einen Funken Anstand hat, bringt sie das Geld wieder zurück. Vielleicht wollte die Frau das im Nachhinein ja auch noch, wusste aber nicht so recht bei wem sie das Geld abgeben sollte. Ich hätte mich einfach über irgendeine Reaktion gefreut", so die 52-Jährige.

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