Feldstudie in Ötztaler Alpen

Klimawandel bringt alpine Ökosysteme durcheinander

Durch die Schnee- und Eisschmelze ändert sich auch das Ökosystem der Alpen. Eine neue Studie aus Innsbruck schafft Datengrundlage.

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Klimawandel bringt alpine Ökosysteme durcheinander
Ötztaler Alpen in Tirol. Der Alpenraum bekommt die Auswirkungen der Klimakrise besonders stark zu spüren.
Martin Zwick / Visum / picturedesk.com

Eine Studie unter Beteiligung der Universität Innsbruck hat einmal mehr die Betroffenheit der Alpen durch die Erderhitzung aufgezeigt. Konkret wurden die Auswirkungen einer in Zukunft erwarteten geringeren Schneedecke im Hinteren Ötztal auf einer Seehöhe von 2.500 Metern untersucht.

Aus der Forschungsarbeit ging hervor, dass das alpine Ökosystem durcheinandergeraten werde, weil die Verschiebung der Nährstoffspeicherung vom Boden zu den Pflanzen gestört werde. Der Schnee habe im alpinen Ökosystem nämlich eine isolierende Funktion, so die Wissenschafter.

Jährlich komme es zu saisonalen Verschiebungen von Nährstoffen zwischen Pflanzen und den mikrobiellen Gemeinschaften in alpinen Böden.

Schwerwiegende Störung des Ökosystems

Nach der Schneeschmelze im Frühjahr beginnen Pflanzen zu wachsen und konkurrieren dabei mit Bodenmikroben um Nährstoffe, im Herbst kehre sich dieser Prozess um und die Nährstoffe werden durch abgestorbene Blätter und Wurzeln wieder in den Boden zurückgeführt. Durch den Schnee bleiben die Bodenmikroben aktiv und speichern die Nährstoffe in ihrer Biomasse, die von Pflanzen im Frühjahr benötigt werden.

Liegt zu wenig Schnee, droht das Gefüge aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die beiden Studienautoren - Michael Bahn vom Institut für Ökologie an der Uni Innsbruck und Richard Bardgett von der Universität Manchester - prognostizierten "bis Ende des Jahrhunderts in Teilen der europäischen Alpen einen Verlust der Schneedecke von bis zu 80 bis 90 Prozent". Daher wird eine schwerwiegende Störung des Ökosystems befürchtet, "mit potenziell langfristigen Folgen für Stoffkreisläufe und die Artenvielfalt". So würden etwa Zwergsträucher zunehmend in höhere Lagen vordringen.

Auswirkungen des Klimawandels in Österreich

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    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    MANFRED FESL / APA / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine Feldstudie in den Ötztaler Alpen hat gezeigt, dass der Klimawandel das alpine Ökosystem durcheinanderbringt, da die Schnee- und Eisschmelze die Nährstoffspeicherung vom Boden zu den Pflanzen stört
    • Die Forscher prognostizieren einen Verlust der Schneedecke von bis zu 80 bis 90 Prozent bis Ende des Jahrhunderts, was zu schwerwiegenden Störungen im Ökosystem und langfristigen Folgen für die Artenvielfalt führen könnte
    red
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