"Wissenschafterin des Jahres"

Gletscherforscherin Andrea Fischer ausgezeichnet

Die 50-jährige Tirolerin dokumentiert das Abschmelzen der Gletscher. In den letzten Jahren verzeichneten die Alpengletscher Rekordverluste.

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Gletscherforscherin Andrea Fischer ausgezeichnet
Andrea Fischer ist Österreichs Wissenschafterin des Jahres 2023.
Martin Stocker / ÖAW

Die Gletscherforscherin Andrea Fischer (50) wurde vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zur "Wissenschafterin des Jahres 2023" gewählt. Die stellvertretende Leiterin des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck erhielt die Auszeichnung am Montag in Wien für die Vermittlung ihrer wissenschaftlichen Arbeit, in der sie seit Jahren die massive Gletscherschmelze in den Alpen aufzeigt.

Noch vor zehn Jahren verneinte die Glaziologin die Frage, ob sie eine Gefahr sehe, dass die Gletscher ganz verschwinden. Mittlerweile geht sie davon aus, dass dies in den Ostalpen bereits 2050 der Fall sein wird. Der Grund dafür sei die "stark geänderte Dynamik der Klimaerwärmung". Dadurch "passiert die Schmelze nicht nur an der Oberfläche, sondern im gleichen Ausmaß auch am Untergrund. Die Gletscher sind großflächig unterhöhlt, das Schmelzwasser und die durchströmende warme Luft verdoppeln die Schmelzraten."

Gletscher schmelzen rasant

Die Veränderung geht dabei rasant: "Als ich begonnen habe, Gletscher zu vermessen, haben wir selbst im September zu Mittag kein Schmelzwasser vorgefunden. Jetzt stehen wir im November am Gletscher und es tropft." Die hohen Temperaturen würden soweit in das Gestein eindringen, dass dort tiefere Schichten auftauen und es zu großräumigen Steinschlag- und Felssturz-Aktivitäten komme. "Das sind völlig neue Prozesse, deren Auswirkungen wir jetzt noch nicht zu 100 Prozent voraussagen können, auf die wir wirklich genau hinschauen müssen", so die ehemalige Staatsmeisterin im Eisklettern und begeisterte Bergsportlerin.

Gefrorene Daten zur Klimageschichte

Mit der Gletscherschmelze geht auch ein einzigartiges, 6.000 Jahre zurückreichendes Klimaarchiv verloren, denn im Eis eingeschlossen finden sich verschiedene Hinweise auf das frühere Klima. Fischer und ihre Kollegen versuchen daher in intensiven Arbeitseinsätzen mit Bohrungen Eiskerne aus den schwindenden Gletscher zu bergen und so diese gefrorenen Daten zur Klimageschichte zu retten.

In den vergangenen Jahren haben der Ökologe Franz Essl (2022), der Komplexitätsforscher Peter Klimek (2021), die Virologin Elisabeth Puchhammer (2020), die Historikerin Barbara Stelzl-Marx (2019) und der Chemiker Nuno Maulide (2018) die Auszeichnung erhalten.

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