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"Gibbous" im Test: Juwel der Adventure-Spiele
Mit "Gibbous: A Cthulhu Adventure" setzt der rumänische Entwickler Stuck In Attic einen Game-Meilenstein. Das Point-and-Click-Adventure für PC begeistert.
Angefangen als Kickstarter-Kampagne im Jahr 2016 und inspiriert vom Cthulhu-Mythos des amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft, hat ein Mini-Team des rumänischen Entwicklers Stuck In Attic nun "Gibbous: A Cthulhu Adventure" für PC veröffentlicht. Das Game kann sich sehen lassen: Grafisch ist es eine Augenweide, spielerisch ein Meilenstein wie Kultadventures à la "Day of the Tentacle" oder "Monkey Island".
In "Gibbous" wird der Detektiv Don R. Ketype damit beauftragt, das sagenumwobene Necronomicon aufzuspüren. Doch in der Stadt Darkham treiben dunkle Kulte ihr Unwesen und der Bibliothekar, Buzz Kerwan, ist auch nicht so wirklich eine Hilfe. Zwar stolpert er über das Buch, doch setzt er versehentlich die Macht des Buches frei und verwandelt seine Katze in ein sprechendes Wesen.
Fortan muss das Trio aus Detektiv, Bibliothekar und Katze zusammenarbeiten, um die Geheimnisse des Buches und der Kulte zu lösen. Als Spieler wechselt man dabei im Laufe der leider nur sieben Kapitel zwischen den drei Protagonisten hin und her, muss klassisch Gespräche mit Dialogoptionen führen, Items einsammeln und Rätsel lösen – ein riesiger Spaß für Freunde von Adventure-Spielen.
Genug Witz für Lachkrämpfe
Spielerisch unterscheiden sich die Figuren bei der Vorgehensweise voneinander. Während sich der Detektiv Notizen in seinem Heft macht und dort auch immer Rat findet, wenn er mal nicht weiter kommt, kann der Bibliothekar seine eher mürrische Katze Kitteh um Rat bitten – mit nicht immer hilfreichen, aber umso witzigeren Ergebnissen, denn ein zynischeres und sarkastischeres Tier hat man selbst in Games selten getroffen.
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Generell bietet "Gibbous" genug Witz für Lachkrämpfe. Die Dialoge sind bissig, selten platt und nutzen viele Formen aus. Mal bringt uns ein Wortspiel zum Brüllen, mal durchbrechen die Figuren spaßig die vierte Wand zum Spieler, mal gibt es einen fröhlichen Hinweis auf popkulturelle Phänomene. Bei keinem der Späße wird man dabei die Augen verdrehen, sie sind gut durchdacht und intelligent umgesetzt worden.
Grafisch ganz große Klasse
Neben all den inhaltlichen Highlights ist auch die Grafik mehr als nur lobenswert. Die handgezeichneten Hintergründe passen hervorragend zum Zeichentrick-Stil und vermitteln trotz aller Schönheit ein düsteres Flair. Vor allem aber die 2D-Charaktere wurden superb herausgearbeitet und bewegen sich schön flüssig über den Bildschirm. Und trotz der Zeichentrick-Optik ist vor allem die Mimik der Figuren klar erkennbar.
Das Gameplay wird immer wieder von tollen Videosequenzen durchbrochen. Positiv erwähnenswert ist auch der Sound. Das Spiel wird von einem gewaltigen Soundtrack begleitet, Töne stammen teils nicht aus einem Programm, sondern wurden mit Live-Instrumenten eingespielt. Außerdem haben die Macher mehr als 70 Charaktere glaubhaft vertont – sogar der "The Witcher"-Sprecher Doug Cockle hat einen Gastauftritt.
Unbedingt holen, nicht nur als Adventure-Fan
Wir haben beim Spielen jede Sekunde und jeden Aspekt von "Gibbous: A Cthulhu Adventure" genossen. Kritik können wir dabei nur an zwei Punkten üben. Zum einen ist es die erwähnte Kürze des Spiels. Nach rund acht Stunden ist man durch und wünscht sich einfach immer mehr. Zum anderen ist es die Plattform. Das Spiel ist derart großartig, dass es schleunigst auch Konsolen und nicht nur den PC bespielen sollte.
Eine bezaubernde Atmosphäre mit wundervollen und doch düsterer Grafik und super Sound, stimmungsvolle Sprecher, eine herrlich überdrehte Geschichte mit viel Witz und nette Rätsel, die an Kult-Point-and-Click-Adventures erinnern – selbst Nicht-Adventure-Fans sollten sich "Gibbous: A Cthulhu Adventure" holen. Und auch wenn es ein Indie- und kein AAA-Titel ist, ist es mit ein Kandidat für das Spiel des Jahres 2019. (rfi)