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Gamescom muss neue Wege einschlagen

Zeichnet die Gamescom 2022 ein düsteres Bild für die Messeindustrie? Ernüchternde Erlebnisse auf der diesjährigen Messe machen Änderungen notwendig.

Irma Basagic
Gamescom in Köln
Gamescom in Köln
Foto: superanton © pixabay.com

2022 - endlich wieder Gamescom?

Die Freude war groß, nach einem chaotischen Jahr 2020 und einer digitalen Veranstaltung 2021 konnte die Gamescom 2022 endlich wieder wie gewohnt stattfinden. Als geistiger Nachfolger der Games Convention (Leipzig) verbuchte die Kölner Veranstaltung seit 2009 mit jährlich über 200.000 Besuchern große Rekorde.

So ist jedem Gamer, Aussteller und Fachbesucher die eine knappe Woche andauernde Messe mehr als nur ein Begriff.

Doch wie das Magazin GamingGadgets bereits hier schrieb, wurde ein Besuch der diesjährigen Gamescom in vielerlei Hinsicht nicht allen Erwartungen gerecht...

Bahnhofsgelände in Köln
Bahnhofsgelände in Köln
Foto: efes © pixabay.com

Die Consumer Hallen waren leer wie nie

Vom 24. bis zum 28. August waren die Hallen der Gamescom wieder geöffnet. Die Veranstalter berichteten stolz von über 260.000 Besucherinnen und Besuchern, die die Messe wieder voller Enthusiasmus frequentierten. Sicherlich war es auch für viele Gamer wieder ein Genuss, exklusive Neuerscheinungen selbst anspielen, Game-Entwicklern begegnen und sich mit ihrer Community in Echt unterhalten zu dürfen.

Und natürlich ist die Gamescom nach wie vor eine der wichtigsten Spielemessen weltweit. Doch viele Besucher klagten in diesem Jahr über folgende Dinge, die für eine Gamescom doch eher ungewöhnlich sind:

– Leere Consumer-Hallen
– Gewalt gegen homosexuelle Pärchen
– Vandalismus
– Konflikte mit prominenten Streamern

Warum kommen solche Dinge auf einer eigentlich so friedlichen Messe vor?

Folgende Gründe kommen da sofort in den Sinn:

1.
Die Gaming-Welt ändert sich

Früher standen Menschen noch für acht Stunden an, um einen Blick auf Mass Effects 3 (2011) werfen zu dürfen. Marc Behme von der PC Action gab an, er würde sich beide Arme ausreißen, um einen Blick auf Call of Duty 2 (2005) werfen zu dürfen. Heute hingegen wollen die Besucher sofort bedient werden - oder verlassen den Stand. Warum ist das so? Tatsächlich liegt dieser neue Trend zum Desinteresse an der ständigen Verfügbarkeit hochwertiger Contents im Netz.

2.
Streams und Beta-Versionen, wohin man sieht

Wie weit die frühen 2000er-Jahre von der heutigen Gaming-Welt entfernt sind! Lange musste man warten, um eine Demoversion eines Spiels anrühren zu dürfen. Wie ein Game in Motion aussah, konnte man anhand von Screenshots nur erahnen.

Da war der Gang nach Köln zur Gamescom ein echtes Erlebnis - hier konnte man auf Hochleistungsrechnern die langersehnten Neuveröffentlichungen direkt antesten. Und heute?

Mit einem durchschnittlichen Rechner kann man die relevanten E-Sport Titel LoL, CS:GO oder Dota 2 spielen, per Streaming springt man sofort ins Geschehen auch neuer Spiele und kann sie so passiv schon antesten.

Betaversionen oder Pre-Releases ermöglichen es ebenso, spannende Inhalte sofort zu testen und zu bewerten. Insofern ist die Gaming-Welt einfach zu digital, um analog noch denselben Effekt zu bieten wie noch vor wenigen Jahren.

3.
Streamer können auch mies sein

Streamer wie MontanaBlack können eine Messe ebenso versauen wie halbstarke Gangsterrapper. MontanaBlacks Fanmenge sprang auf ausgestellten Autos herum, attackierte Homosexuelle und tat sich als pöbelnd-schubsender Block hervor. Unangenehm! Da Streamer aber ein relativ junges Phänomen in der Gaming-Szene sind, muss diese auch entsprechend auf die Gäste reagieren, denen sie ein Forum bietet.

Auch eine anscheinend tolerante und offene Gamer-Szene bringt Menschen hervor, die einfach nur stören möchten.

4.
Messen müssen sich lohnen

Alles wird teurer, auch und gerade für junge Leute. Da stellt sich schon mal die Frage, ob man mit der überteuerten Bahn oder quasi unbezahlbarem Benzin nach Köln zur Messe fahren will. Auch die hohen Eintrittspreise und Ausgaben vor Ort stiegen in den letzten Jahren kontinuierlich an. Heute überlegt man schlichtweg zweimal, ob man sich zur Messe begibt oder nicht.

5.
Teuerungen in allen Lebensbereichen 

Die aktuellen Teuerungen treffen vor allem Dienstleister und die Messewirtschaft.

Insofern muss auch die Gamescom überlegen, wie sie in den nächsten Jahren attraktiv bleibt. Gastronomie, die Möglichkeit zum Übernachten, eine bessere Auswahl von Gästen und die Vergabe von großzügigen Goodies könnten die Basis bieten, um mehr Menschen anzulocken. Auch Kundenbindung in Form von Rabatten für treue Besucher wären eine Variante.

Fazit: Die Messen müssen sich verändern

Die Messeindustrie kann bestehen bleiben und erfolgreich sein, wenn sie sich an die gegebenen Verhältnisse anpasst. Kundenbindung und ein tolles Programm für Besucher abseits der Consumer-Hallen könnten zumindest für die Gamescom von großem Wert sein, um auch in den nächsten Jahren Erfolgsgeschichte zu schreiben.