Politik
Zwölfstunden-Tag treibt ÖGB auf die Barrikaden
ÖVP und FPÖ flexibilisieren Arbeitszeit, Zwölfstunden-Tag und 60-Stunden-Woche werden möglich. Das treibt ÖGB und AK auf die Barrikaden.
Mit dem Zwölfstunden-Tag habe ein „Raubzug gegen die Gesundheit und Geldbörsen" der Arbeitnehmer begonnen, wetterte der neue ÖGB-Chef Wolfgang Katzian im ORF. Dass Arbeitnehmer die zwei zusätzlichen Arbeitsstunden pro Tag ablehnen können, bezeichnete er als „Fake". Aus Angst vor dem Jobverlust würde das kein Arbeitnehmer tun.
"Am Holzweg"
Am ÖGB-Kongress, der am Donnerstag zu Ende ging, habe man rote Linien beschlossen, und der Zwölfstundentag sei eine solche. Sollten Gespräche mit der Regierung nichts bringen, sei viel vorstellbar, meinte der ÖGB-Chef auf Streiks angesprochen. „Wer glaubt, irgendeine Gewerkschaft dieser Welt nimmt das einfach so zur Kenntnis, der ist am Holzweg." ÖGB-Aktionen würden „spürbar" sein.
"Noch viel Spaß miteinander haben"
Die Behauptung der Regierung, dass sich der Gesetzesentwurf an einem alten Sozialpartnerpapier und dem „Plan A" von SP-Chef Christian Kern orientiere, wies Katzian scharf zurück: „Das ist eine maximale Nebelgranate", denn eine Einigung darauf habe es nicht gegeben. Es sei eine „Frechheit", das zu unterstellen: „Da werden wir noch viel Spaß miteinander haben in nächster Zeit."
Auch AK empört
Auch Arbeiterkammer-Chef Christoph Klein machte im Ö1-"Morgenjournal" aus seinem Herzen keine Mördergrube. Die Anhebung der Höchstarbeitszeit sei "ein unglaublicher Eingriff in die Freizeit, die Gesundheit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie".
Der Zwölfstundentag werde plötzlich zum Normalfall, schimpfte Klein. "Der Arbeitgeber kann jederzeit verlangen: Heute bleibst du zwölf Stunden da, in dieser Woche brauchen wir dich sechzig Stunden." Dass Arbeitnehmer Überstunden ablehnen, glaubt auch Klein nicht: "Das trauen sich die meisten nicht. Wer ablehnt, riskiert die Fristlose." Klein warnt auch davor, dass es in manchen Sektoren – etwa dem Tourismus und der Gastronomie – nun noch schwieriger sein könnte, Personal zu finden.
Wirtschaftskammer froh
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer dagegen freute sich, dass „jetzt das dringende Thema ‚flexiblere Arbeitszeiten' endlich gelöst werden soll". Die Vorschläge könnten helfen, „endlich zeitgemäße Arbeitsbedingungen umzusetzen, die Betrieben, Mitarbeitern und Kunden Vorteile bringen".
Industriellenvereinigung glücklich
Glücklich zeigte sich auch Georg Kapsch, der Präsident der Industriellenvereinigung. Damit sei die Modernisierung des Arbeitsrechts in Angriff genommen worden. Der Gesetzesentwurf zur flexibleren Arbeitszeit bedeute „die Anpassung des Arbeitsrechts an gesellschaftliche Wünsche und Notwendigkeiten".
(GP)