Österreich
Studentin am Westbahnhof überfallen: "Keiner half mir"
Zur Ohnmacht kommt die Wut: Die Wienerin Sabina (20) wurde von vier Männern am Westbahnhof zusammengeschlagen und ausgeraubt. Am Bahnsteig sahen alle weg: "Ich fühlte mich so hilflos!"
Zur Ohnmacht kommt die Wut: Die Wienerin Sabina (20) wurde von vier Männern am Westbahnhof zusammengeschlagen und ausgeraubt. Am Bahnsteig sahen alle weg: "Ich fühlte mich so hilflos!"
Fassungslosigkeit und starke Schmerzen sind der Studentin Sabina (Name geändert) noch Tage nach der niederträchtigen Attacke ins Gesicht geschrieben. Vergangene Woche wurde die Frau gegen 21:00 Uhr Überfallsopfer am Wiener Westbahnhof. In "Heute" spricht sie über die Tat.
"Ich stand am U6-Bahnsteig und wartete auf den Zug, da kam ein Mann auf mich zu und sprach mich in einer Fremdsprache an. Dabei fuhr er mir durch die Haare, weil es in seinem Kulturkreis kaum Blondinen gibt. Ich schrie: 'Hau ab!' – und zwischenzeitlich ging er ja auch wirklich weg."
Aber nur, um Verstärkung zu holen, sagt Sabina: "Auf einmal waren sie zu viert, entrissen mir die 'Michael-Kors'-Tasche samt Geldbörse und allen Karten." Doch damit nicht genug: "Die Räuber – ich vermute aufgrund der Sprache und dem Aussehen, dass es Afghanen waren – droschen auf mich ein und schleuderten mich mit Wucht zu Boden. Dann flüchteten sie."
Die Epileptikerin, die wohl einen Anfall erlitt, schlug auf dem Kopf und hart am Boden der Realität auf: "Keiner der anderen Fahrgäste half mir. Die waren froh, dass ihnen das nicht passiert. Was sind das für Mitmenschen?"Im Spital stellten die Ärzte eine Prellung des Schädels, der Schulter, des Ellenbogens, der Wirbelsäule und der Hüfte fest. Später brachte dann die Polizei ihr Blut in Wallung.
Opfer empört: "Polizei hat mir geraten, ich soll die Haare umfärben"
Sicher fühlt sich Sabina in Wien längst nicht mehr. "Doch größer als die Angst ist die Wut", sagt sie zu "Heute". Am meisten erzürnt sie die Reaktion der Polizei, als sie den U6-Übergriff anzeigte: "Die erklärten mir, dass Frauen nach 20 Uhr nicht mehr alleine auf die Straße gehen sollten." Und hatten auch noch weitere Ratschläge parat: "Sie rieten mir, die Haare anders zu färben und mich weniger aufreizend zu kleiden. Indirekt heißt das, dass ich selbst schuld bin – eine Frechheit!"
Für die Schauspielstudentin geht all das in eine falsche Richtung: "Ich sehe nicht ein, warum ich mich zurücknehmen sollte. Ich bin selbst Ausländerin, in Dubai geboren und habe einen Iraker als Vater. Aber ich bin zum Christentum konvertiert, habe Deutsch gelernt und mich angepasst. Das sollte jeder, der herkommt."
Menschenmengen wie am Donauinselfest will sie nun meiden: "Denn Übergriffe sind laut Polizei heute längst Alltag. Die kommen kaum noch nach." Was Sabina den flüchtigen Räubern vom Westbahnhof ausrichten will? "Nichts. Ich würde ihnen gerne mit Pfefferspray ins Gesicht sprühen!"