Österreich
Kinder mit IS-Videos gequält: Prozess in Graz
Drei Ehepaare stehen in Graz vor Gericht: Sie sollen in Syrien ihren 12 Kindern IS-Clips über Hinrichtungen gezeigt und auch gekämpft haben.
Das ist in der Serie von Prozessen gegen ehemalige Dschihadisten ein absolutes Novum: Im am Donnerstag beginnenden Prozess stützt sich die Staatsanwaltschaft nämlich auf die Aussagen von 12 minderjährigen Kindern, denen von ihren Eltern IS-Gräuelvideos gezeigt worden sein sollen und radikalislamisch erzogen wurden. Die Anklage gegen die Elternpaare – das dritte dürfte nicht aus ihrer Heimat Bosnien überstellt werden – lautet daher nicht nur auf Dschihadismus sondern eben auch auf "Quälen von Unmündigen"
Radikalislamische Erziehung
Die Vorgeschichte: Alle drei Paare waren im Dezember 2014 samt Nachwuchs zunächst in die Türkei gereist und dürften sich denn nach Syrien schleppen haben lassen. Dort hätte man sich den der Terrormiliz "Islamischer Staat" angeschlossen, die Männer erhielten eine nicht nur eine "Scharia-Schulung" sondern auch eine Kampfausbildung. Die Kinder jedoch erhielten eine radikalislamische Erziehung durch den IS und sollen dabei auch mit Gräuelvideos von Hinrichtungen "unterrichtet" worden sein.
Vater als Scharfschütze
Die Anklage stützt sich in erster Linie eben auf die Aussagen der Kinder, einer Erwachsener soll sogar eine Kampftruppe von 100 Männern angeführt haben und als Scharfschütze tätig gewesen sein. Daraus resultiert auch eine Anklagepunkt bezüglich des versuchten Mordes, weil der 38Jährige zumindest einem Gegner dabei in die Brust getroffen und schwer verletzt haben soll.
Reuige Rückkehr
Gregor Kohlbacher, Verteidiger eines Angeklagten, will bei der Verhandlung – die unter strengsten Sicherheitsauflagen stattfindet – zur Entlastung anführen, dass sich alle Beteiligten im Jahr 2015 vom IS abgewandt haben sollen und zurück in die Türkei flüchten mussten, wo sie festgenommen und nach Österreich überstellt wurden.
Schuldig wegen IS-Videos
Bezüglich der IS-Videos monieren die Beschuldigten, dass man in den syrischen IS-Gebieten gar nicht verhindern kann, dass die Kinder das Material zu sehen bekämen. In diesem einen Punkt, so die Verteidigung, werden sich alle vier Angeklagten schuldig bekennen, ihre Kinder sind derweil teils bei Bekannten und bei der Grazer Kinderhilfe untergebracht.
(wapo)