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Airsoft-Sniper aus Österreich erobert Youtube
Auf Panzern durch Russland rollen, sich in US-Sümpfen kleine Plastikkugeln um die Ohren schießen, in Asien mit Airsoft-Beauties posieren: Der Oberösterreicher Christoph Neuwirth kann sich nicht über einen langweiligen Arbeitsalltag beschweren. Er hat sein Hobby zum Traumberuf gemacht.
Ein kurzer Blick durch das Zielfernrohr, dann findet die gelbe Plastikkugel ihr Ziel, prallt an der Uniform eines Gegenspielers ab. Szenen, wie in einem Videospiel - nur dass Christoph Neuwirth nicht durch virtuellen Dreck robbt, sondern sich im echten Leben Hände und Tarnkleidung schmutzig macht. Der 23-Jährige ist als Scharfschütze auf "Airsoft"- Spielfeldern unterwegs, veröffentlicht seine Erlebnisse unter dem Namen "Novritsch" auf Youtube.
Ein von novritsch (@novritsch) gepostetes Foto am 27. Aug 2016 um 20:04 Uhr
1,6 Millionen Fans verfolgen die aufwendig produzierten Clips - "Novritsch" trägt vier Kameras an Körper und Ausrüstung - auf der Video-Plattform. Genug, um davon zu leben, erzählt der Vöcklabrucker im "Heute"-Interview. Gestartet habe er seinen Youtube-Kanal nur zum Spaß. Mittlerweile ist der 23-Jährige in der Szene weltweit bekannt.
Beim Airsoft treten Spieler, üblicherweise in Tarnkleidung, mit Nachbauten von echten Waffen gegeneinander an. Der Unterschied: Im Gegensatz zu tödlichen Projektilen verschießen die Airsoft-Waffen kleine Plastikkugeln, die beim Aufprall schon weh tun können, aber keine bleibenden Spuren hinterlassen. In Österreich steckt der Sport gerade mal in den Kinderschuhen, wird mitunter auch skeptisch beäugt.
"Kein politischer Hintergrund"
Trotz martialischer Optik gehe es dabei aber nicht darum, den Krieg zu proben, beschwichtigt Neuwirth: "Es gibt dabei keinen politischen Hintergrund. Den Leuten macht es einfach Spaß. Airsoft und Militär sehen ähnlich aus, aber die Hintergründe sind ganz verschieden - Airsoft macht man nicht, um zu lernen, sich zu verteidigen oder irgendjemanden anzugreifen."
Ausbildung beim Bundesheer
Neuwirth selbst hat einen Hintergrund beim Bundesheer, absolvierte bei der ersten Gardekompanie in Wien eine Scharfschützenausbildung. In Videos betont er, dass die Taktiken eines echten "Snipers" mit einem Airsoft-Spiel nicht vergleichbar seien. Für seinen Youtube-Kanal wird "Novritsch" in wenigen Tagen erneut einrücken. Für zwei Wochen, um eine Scharfschützenausbildung beim Jägerbataillon 25 durchzumachen.
"Mein Kollege ist mit Kameras und einer Drohne dabei und dokumentiert das. Es wird täglich berichtet, Tag eins bis vierzehn." Obwohl Airsoft ein gutes Training sei - "Du kriechst, du robbst, du rennst, du springst, du trainierst den ganzen Körper!" - bereite er sich derzeit noch intensiv auf den "Einsatz" vor. "Ich muss marschieren und mich erst wieder an die Schuhe gewöhnen, sonst gehe ich dabei drauf."
Seine berufliche Zukunft sieht der 23-Jährige beim Airsoft. "Ich kann mir nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen." Neben seinem Youtube-Kanal betreibt Neuwirth einen Shop und hat in Taiwan bereits eigene Ausrüstung in Entwicklung. Im Vorjahr bereist "Novritsch" zwölf verschiedene Länder. Auch heuer will er sich auf Airsoft-Spielfeldern auf der ganzen Welt herumtreiben, seine noch weiter ausbauen.