Krisen-Gipfeltreffen in Traun

Poser, Tuner, Raser: "Frage der Zeit, bis es Tote gibt"

Wüste Wettrennen mit bis zu 600 PS. Rücksichtslose Raser nehmen die Tuning-Szene in Beschlag, halten die Polizei auf Trab. Nun gibt es Maßnahmen.

Peter Reidinger
Poser, Tuner, Raser: "Frage der Zeit, bis es Tote gibt"
Am 7. April in Braunau: Rund 1.000 Personen trafen sich auf einem Parkplatz, sorgten für einen Großeinsatz der Polizei.
Pressefoto Scharinger / Daniel Scharinger

Meistens wissen die Beamten schon, was auf sie zukommt. Auf TikTok, Facebook, X und Instagram sowie über Whatsapp werden die Treffen meistens schon Wochen oder Tage vorher angekündigt. Oft kommen dann Hunderte Autos zu den wenigen Hotspots, nehmen Parkplätze vor Einkaufszentren in Beschlag, veranstalten illegale Wettrennen mit bis zu 200 km/h.

Schauplatz Traun. Dort gibt es neben einem Supermarkt regelmäßige Treffen der Szene. Zum abgemachten Zeitpunkt in der Nacht trudeln die Boliden dann nacheinander heran. BMW M3, BMW M4, Mercedes AMG e63, all das ist vor Ort. "Die Autos haben teilweise 400 bis 600 PS. Es ist laut, es wird gedriftet, es finden Rennen statt", erzählen Ermittler im Gespräch mit "Heute". 

Teilweise, so heißt es aus Polizeikreisen weiter, finden auf den Bundesstraßen Rennen mit bis zu 200 km/h statt. "Es gab schon Schwerverletzte, es ist nur eine Frage der Zeit, bis es Tote gibt".

Die Raser und Poser nehmen dabei die Tuning-Szene in Beschlag. Die "echten" Tuner sind laut Polizei und Behörden nicht problematisch. Sie treffen sich, weil sie technikinteressiert sind, sorgen meistens für keine Probleme. Die Poser-Szene jedoch ist ein riesiges Problem für die Beamten und die Kommunen.

In Oberösterreich finden häufig Treffen statt. Beispielsweise Anfang April in Braunau. Da kamen 1.000 Personen mit rund 350 Autos auf einen Parkplatz. Nach Angaben der Exekutive verhielten sich die Teilnehmer "großteils ruhig". Dennoch hagelte es insgesamt rund 100 Anzeigen, fünf Lenkern wurde das Kennzeichen abgenommen.

1.000 Zuschauer, 350 Autos – Riesiges Tuning-Treffen

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    Rund 350 Autos standen beim Tuning-Treffen auf einem Parkplatz in Braunau.
    Rund 350 Autos standen beim Tuning-Treffen auf einem Parkplatz in Braunau.
    Pressefoto Scharinger / Daniel Scharinger

    Gut vernetzte Tuning-Szene
    Die problematische Tuning-Szene ist laut Behörden bestens (auch online) vernetzt. Die größten Gruppierungen sind die Salzburger Szene, die Szene Linz und Linz-Land sowie die Szene Niederösterreich-Süd. Die Salzburger sind stark vernetzt mit den Münchenern, die Linzer mit jener in Tschechien, die NÖ-Süd hat gute Kontakte in die Slowakei und nach Ungarn. Die Behörden betonen, dass die eigentlich unproblematische "echte" Tuning-Szene von diesen "Posern" in Beschlag genommen wird.

    Auch in Traun bei Linz gibt es regelmäßig solche Treffen. Die Locations haben sich dabei ständig geändert, zuletzt gab es große Probleme bei einem Supermarkt-Parkplatz nahe der Trauner Kreuzung. "Es gab massive Beschwerden der Anrainer", so Trauns Bürgermeister Karl-Heinz Koll im Gespräch mit "Heute".

    Problem verschiebt sich wohl

    Er hat am Freitag ins Trauner Rathaus geladen. Vertreter der Grundstücke, die Polizei und der Kommune berieten sich bei dem einstündigen Treffen, wie es weitergehen kann, welche Maßnahmen getroffen werden, um die Szene in die Schranken zu weisen. Ergebnis: Es wird beim betroffenen Parkplatz künftig ein Parkraumüberwachungssystem installiert, das verhindert, dass außerhalb der Öffnungszeiten Autos am Gelände sind. Zudem gibt es einen engen Austausch mit anderen Gemeinden. Die Szene dürfte nämlich einfach weiterwandern. Das Problem wird damit nicht gelöst, sondern nur verschoben.

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      Roland Mühlanger / picturedesk.com

      Auf den Punkt gebracht

      • Bei illegalen Tuning-Treffen in Traun treffen sich rücksichtslose Raser und Poser, um illegale Wettrennen mit bis zu 200 km/h zu veranstalten
      • Die Polizei ist besorgt über die zunehmende Gefahr und die massive Belästigung der Anwohner
      • Maßnahmen wie die Installation eines Parkraumüberwachungssystems werden ergriffen, um die Szene einzudämmen, aber das Problem könnte sich lediglich auf andere Orte verlagern
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